Warum ich hier schreibe

Geht es Dir auch manchmal so? Du beobachtest etwas, liest vielleicht, oder hörst Nachrichten, und Du hast eine Meinung dazu. Eventuell ist es nicht nur eine Ansicht, sondern es entstehen in Dir Gefühle. Du empfindest Mitgefühl, Trauer, Freude, Unverständnis, Zorn, irgendetwas starkes, das hinaus in die Welt will.

Wem möchtest Du diese Gefühle mitteilen? Freunden, Kollegen, Deinem Partner? Schön, wenn Du geduldige Mitmenschen hast, die Dir zuhören, vielleicht sogar Verständnis entgegenbringen. Doch deren Aufnahmevermögen ist begrenzt, zu recht.

Doch wenn noch mehr aus Dir raus will, wenn etwas in dir überquillt, dann ist es Zeit, zu schreiben. Das kannst Du für Dich tun, etwa im Tagebuch. Oder Du kannst Dich einen Schritt weiter wagen, und Deine Gedanken der Öffentlichkeit preisgeben. Vielleicht finden Deine Ansichten Gleichgesinnte, bei denen etwas in Resonanz geht, vielleicht verstören sie jemanden. Dem setzt sich der aus, der sich zeigt. Dieses Wagnis gehe ich hiermit ein.

Herbst 2023

Vom “gesehen werden” 

Will nicht stets in der Mitte stehen,
zwar würd ich da sehr gut gesehen,
doch muss ich ehrlich eingestehen,
das würd mir auf den Zeiger gehen.

Immer angestrahlt zu werden,
begehrt sein wie die selten Erden,
bringt am Ende auch Beschwerden,
und kann das Wohlsein echt gefährden.

Doch alles das bedeutet nicht,
dass ich nicht dann und wann erpicht 
bin auch zu stehn im Licht,
das unterstützt das Gleichgewicht.

Was bloß können die Gestalten,
die ständig große Reden halten,
und alle gleich zusammenfalten,
wenn keine Lobhymnen erschallten?

Es wird wohl kaum ein menschlich Wesen 
an seiner Menschnatur genesen,
wenn es nicht auch mal kann verlesen,
dass es im Mittelpunkt gewesen.

Drum wenn ich mich doch hab bemüht,
dann hoff ich auch, dass es geschieht,
die Achtsamkeit nicht gleich entflieht,
und dass man mich auch wirklich sieht.

Sommer 2023